Was treibt mich an, diese Petition zu stellen?
Ich, Gerald Baumann (51) bin verheiratet und habe 2 Kinder. Seit dem Jahr 2002 bin ich selbstständig, weil ich mein eigener Herr sein will. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder sein eigenes Schicksal bestimmt und für sich selbst verantwortlich ist. Zu dieser Verantwortung zählt selbstverständlich, dass ich für das Auskommen meiner Familie im Alter vorsorge.
Während ich zuvor in einer kürzeren Zeit als Angestellter praktisch keine Wahl hatte und in die Deutsche Rentenversicherung wie alle Arbeitnehmer eingezahlt habe, stellte sich mit der Selbstständigkeit die Frage: Wie sorge ich vor?
Die Antwort darauf war nicht einfach zu finden und hat intensive Recherchen und Überlegungen nach sich gezogen. Am Ende habe ich mich für folgende Grundsätze entschieden und bin seit fast 20 Jahren diesen Überzeugungen treu geblieben:
- Freiwillige Einzahlungen in die Deutsche Rentenversicherung rentieren sich nicht! Vor 20 Jahren konnte man leicht durchrechnen, dass man bei durchschnittlicher Lebenserwartung nicht einmal die Beiträge zurückgezahlt bekommt, die man eingezahlt hat. Diese Rechnung basierte sogar noch auf Annahmen ohne Inflation. Ehrlich gesagt, bin ich mir heute nicht mehr sicher, ob das noch gilt, weil der Staat Jahr für Jahr mehr Steuergelder in die DRV steckt. Mittlerweile ist dieser Zug aber für mich abgefahren, weil nach der Logik der DRV schlicht zu viele Beitragsjahre fehlen. Außerdem ist die DRV meiner Meinung nach nicht zuverlässig, da die Politik die Regeln für die gesetzliche Rente in jeder Legislaturperiode ändert.
- Meine Erfahrungen mit Versicherungen sind eher negativ und führen daher zum begründeten Verdacht, dass Versicherungsverträge nicht zu meinen sondern zu Gunsten des Versicherers geschlossen werden. Dies führt bei Vorsorge-Produkten zu erheblichen Kosten, die letztendlich eine Versicherung aus Kundensicht unrentabel machen. Daher habe ich in meinem Leben nur zwei Versicherungsverträge zur Altersvorsorge abgeschlossen. Eine kombinierte Lebens-, Renten- und Berufsunfähigkeits-Versicherung und Einzahlungen in eine Pensionskasse. Erste würde ich mit dem heutigen Wissen nicht mehr abschließen, eine Kündigung macht aber rechnerisch keinen Sinn. Letztere rechnet sich nur über die damit verbundenen Steuervergünstigungen.
- Als Konsequenz besteht meine Altersvorsorge wie bei vielen anderen Selbstständigen im Wesentlichen aus zwei Arten: Immobilien und Wertpapiere. Von der Richtigkeit dieser Wahl bin ich nach wie vor überzeugt. Konsequenterweise achte ich dabei auf die Kosten, weil diese meine Altersvorsorge in einigen Jahren erheblich schmälern können.
Warum brauche ich dazu ein Altersvorsorge-Depot?
Die Antwort ist relativ einfach. Mit Immobilien und Wertpapieren sorge ich zwar für mein Alter vor und das ganz sicher in ausreichendem Umfang, aber es hängt permanent ein Damokles-Schwert über dieser Vorsorge. Passiert irgendetwas Unvorhergesehenes, kann ich meine gesamte Altersvorsorge verlieren. Dann liege ich später meinen Kindern oder dem Staat auf der Tasche. Das will ich unter allen Umständen vermeiden, weil es nicht meinem Verständnis von Eigenverantwortung entspricht.
Das Damokles-Schwert, von dem ich spreche, ist durchaus real. Als Selbstständiger kann ich unternehmerisch für einen Haftungsfall herangezogen werden, den eine Haftpflichtversicherung (die ich selbstverständlich habe) nicht deckt. Als Bürger kann ich für die Pflege meiner Eltern herangezogen werden, weil meine Altersvorsorge laut Gesetz ein pfändbares Vermögen ist. Würde ich arbeitslos, d.h. bekäme keine Aufträge mehr, müsste ich zunächst die Altersvorsorge aufbrauchen, bevor ich staatliche Unterstützung beantragen könnte. Dies zeigt sich leider bei vielen Kolleginnen und Kollegen aktuell in der Corona-Krise. Diese Situation beunruhigt mich bereits seit vielen Jahren.
Ich denke, damit bin ich nicht allein. Wäre ich noch ein angestellter Arbeitnehmer, würde es mir aber genauso ergehen. Das Risiko wäre zwar insgesamt geringer, weil ich über die 1. und evtl. 2. Säule abgesichert bin, aber über meiner 3. private Säule der Altersvorsorge hinge das gleiche Damokles-Schwert.
Fazit: Ich persönlich möchte als Selbstständiger ohne eine nenneswerte 1. und 2. Säule meine Altersvorsorge ebenso abgesichert wissen, wie Arbeitnehmer mit diesen beiden Säulen. Außerdem möchte ich, dass diese Absicherung grundsätzlich für alle Bürger gilt und dies kein Privileg für irgendeine Gruppe darstellt. Ebenfalls sollen meine minderjährigen Kinder, deren zukünftigen Lebensweg ich nicht kenne, eines Tages von dieser Sicherheit provitieren.
Außerdem bin ich überzeugt, dass diese Petition keine Vorteile oder Privilegien für eine bestimmte Gruppe von Bürgern zu Lasten anderer herbeiführt. Sie gleicht lediglich ein Defizit im Bezug auf Gleichbehandlung und Gerechtigkeit aus, das seit vielen Jahren besteht.
Bitte stimmen Sie daher dieser Petition zu und zeichnen Sie mit. Danke!
Mit herzlichen Grüßen
Gerald Baumann
Dormagen, im Februar 2020