Gegenargumente

Was spricht gegen ein Altersvorsorge-Depot?

Mit Riester- oder Rürup-Rente kann man schon fondsbasierte Sparpläne nutzen.

Fast alle Versicherer bieten Riester- und Rürup-Renten-Sparpläne an, die auf Aktienfonds basieren. Man kann dabei sogar kostengünstige ETFs auswählen. Außerdem bieten diese Formen noch eine staatliche Förderung. Folglich gibt es diese Art von Altersvorsorge schon. Ein zusätzliches AV-Depot ist nicht notwendig.

Ja, aber …

Es gibt in der Bundesrepublik bereits Millionen von abgeschlossenen Riester- und Rürup-Rentenverträgen. Nicht die meisten, aber viele basieren auf Fondssparplänen. Aber auch für fondsbasierte Verträge gilt, dass sie sich aus Sicht des Verbrauchers wegen zu hoher Kosten nicht rentieren und intransparent sind. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass man die staatliche Förderung ganz oder teilweise verlieren kann, weil man irgendeinen Punkt in den komplexen Regeln nicht berücksichtigt hat.

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat die Einführung nach Vorbild der USA bereits Mitte 2019 untersucht und nicht empfohlen.

Das Papier „401(k)- und Roth IRA-Programme zur Alterssicherung in den USA“ kommt am Ende zum Ergebnis :

„Mit 401(k)-Programmen übereinstimmende Altersvorsorgeprodukte wären in Deutschland nicht als betriebliche Altersversorgung im Sinne des BetrAVG anzusehen, da es sich weder um einen zulässigen Durchführungsweg noch um eine mögliche Zusageart handle. Für eine steuerliche Förderung betrieblicher Altersversorgung und individueller privater Altersvorsorge enthält zum Beispiel das Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz (AltZertG) entsprechende Vorgaben.

Eine komplette Übertragung der auf die USA zugeschnittenen Alterssicherungsprogramme auf Deutschland erscheint schon aufgrund der unterschiedlich gewachsenen sozialen Sicherungssys- teme nicht plausibel.“

Ja, aber …

Die Untersuchung und Ablehung des Wissenschaftlichen Dienstes bezieht sich hauptsächlich auf steuerliche Aspekte und auf die Nutzung in der zweite Säule – betriebliche Altersvorsorge. Die Grundannahme ist eine 1:1 Übernahme der 401(k) und IRA Regeln für Deutschland.

Dies wird in dieser Petition aber gar nicht gefordert. Die Petition bezieht sich einzig und allein auf die Möglichkeit, ein Wertpapierdepot als private Altervorsorge insolvenz- und pfändungssicher nutzen zu können. Es gibt keine Forderung nach einer Verwendung als betriebliche Altersvorsorge, nach steuerlichen Vorteilen oder staatlicher Förderung. Daher widerspricht die Aussage des Wissenschaftlichen Dienstes nicht der Petition.

Ein Wertpapier-Depot hat ein viel zu hohes Risiko und die Anleger sind mit dem Management überfordert.

In den USA haben viele Rentner ihr gesamtes Vermögen verloren als Enron bankrott machte. Ihre 401(k)- und IRA-Depots waren mit einem Schlag wertlos.

Der aktuelle Corona-Crash hat Vorsorgevermögen in Milliardenhöhe vernichtet. Daran sieht man, dass Altersvorsorge nicht auf Wertpapieren basieren sollte. Außerdem ist der Privatanleger dann den Marktkräften ungeschützt ausgeliefert. Es ist doch offenbar so, dass man auf diese Weise seine Altersvorsorge verlieren kann und wird. Deshalb soll private Vorsorge auf sicheren Versicherungen beruhen und Profis überlassen werden.

Ja, aber …

Zur Enron Krise ist es nur gekommen, weil Arbeitnehmer ihre Vorsorge ausschließlich auf Aktien Ihres eigenen Unternehmens aufgebaut hatten, aber nicht hätten müssen. Die Gründe sind USA-spezifisch. Wichtig ist, das das Erste was man beim Thema Geldanlage erfährt, der Grundsatz ist, eine möglichst breite Streuung der Anlagen vorzunehmen. Das schützt vor Totalverlust.

Unbestreitbar gibt es immer wieder Einbrüche an den Finanzmärkten, wie aktuell der Corona-Crash. Entscheidend ist aber, dass es langfristig immer bergauf geht, da die Märkte den allgemeinen Wertzuwachs der gesamten Wirtschaft wiederspiegeln. Beherzigt man die einfachen Regeln zur Umschichtung mit zunehmendem Alter, bleibt das Risiko sehr überschaubar.

Man muss sich zusätzlich vergegenwärtigen, dass die vermeindlich sicheren Versicherunger die Gelder ihrer Kunden ebenfalls in Wertpapieren anlegen. So gesehen ist eine Versicherung also ebenfalls ein Wertpapierdepot. Offensichtlich wird dies, wen man fondsgebundene Versicherungen betrachtet. Der wesentliche Unterschied besteht aber darin, dass dieses Depot nicht dem Versicherten gehört, sondern dem Versicherer und zusätzlich erhebliche Gebühren kostet.

Ein Altersvorsorge-Wertpapierdepot eröffnet jedem Bürger eine neue Wahlfreiheit. Niemand ist gezwungen es zu nutzen. Wer möchte, kann zu 100% in AAA deutsche Staatsanleihen investieren, wenn Sicherheit das wichtigste Kriterium für ihn ist.

Entscheidend ist, dass jeder Bürger mündig ist, den privaten Teil seiner Altersvorsorge eigenständig zu gestalten. Dies wird mit einem AV-Depot ermöglicht.

An Stelle von individuellen AV-Depots soll es besser einen einzigen staatlichen Vorsorgefond geben.

Einige Experten und Organisationen empfehlen die Einführung eines staatlichen Vorsorgefonds nach dem Muster Norwegens oder anderer Staaten. Ein Beispiel sind hier die Verbraucherzentralen mit Ihrem Positionspapier.

Ja, aber …

Das in dieser Petition geforderte private AV-Depot schließt einen zentralen staatlichen Vorsorgefond gar nicht aus. Man kann beides einführen und könnte sogar kostengünstig die Anteile am Staatsfond im privaten AV-Depot verwahren.

Die Einführung eines AV-Depots ist viel zu komplex und verursacht viel zu hohe Kosten.

Nein, weil nur sehr wenig zu tun ist …

  • Banken: Einführung eines neuen Kennzeichens an Konten und Depots für Privatkunden, Erweiterung des Know-Your-Customer Prozesses um das Attribut Renteneintrittsalter.
  • Deutsche Rentenversicherung: nichts tun
  • bei Betriebsrenten: nichts tun
  • Steuern und Finanzämter: nichts gesondert zu tun
  • Arbeits- und Sozialämter: Berücksichtigung der Nicht-Pfändbarkeit und Nicht-Anrechenbarkeit analog zu Versicherungsprodukten
  • Gerichte: Berücksichtigung der Nicht-Pfändbarkeit analog zu Versicherungsprodukten